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Guden Tach, da wärn mer:

mit "Pinocchio auf der Flucht" in Traunstein und Peterskirchen (Bayern)
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Wer ins Oral Flippers-Gästebuch schreibt und unsere Platte lobt, muss damit rechnen von uns vor Ort heimgesucht zu werden. Gell, Wolfi.

Pincocchio auf der Flucht hatten anscheinend nichts dagegen, sie luden uns sogar ein, um mit ihnen im schönen Bayernland ein bisschen zu musizieren.

Am Freitag um ein Uhr Mittags ging’s aufi in den wilden Süden. Wir hatten jede Menge CDs und Kassetten dabei, um auch während der langen Fahrt unseren musikalischen Horizont zu erweitern. Der von mir ins Spiel gebrachte brandneue Tonträger eines Rödelheimer Hip Hop Künstlers stieß allerdings nicht gerade auf große Begeisterung seitens meiner Kollegen. Schade. Flö hatte sich auch etwas Spannendes ausgedacht. Er hatte eine ganze Kassette voll mit Coverversionen von Popsongs aus den 80ern aufgenommen und wir sollten den Originalinterpreten, den Songtitel und das Erscheinungsjahr der Single raten. Gegen Marco hatten Fred und ich aber kaum eine Chance. Außerdem war meistens “Depeche Mode“ die richtige Antwort und das ist nun mal gar nicht meine Baustelle. Auch beim Raten berühmter Persönlichkeiten konnte ich nicht mithalten. Es ist schon manchmal sehr nervig, wenn man nur von Klugscheißern umgeben ist. Ein Tipp an alle die gerade eine Band zusammenstellen wollen: Nehmt keine Lehrer und Studenten, wenn ihr auch gerne einmal die inhaltsleere, gesellige Unterhaltung sucht.

Nach sechs Stunden Fahrt kamen wir im Dunkeln in Traunstein an. Dass wir hier in einer Touristenhochburg am Chiemsee gelandet waren, erfuhren wir erst später von den Pinocchios. Neben nabelgepiercten Skihaserln und spazierstockgepiercten Rentnern sollen hier auch mittelhessische Punkrockgrößen ihren Familienurlaub verbringen, wurde uns berichtet.

Als wir das gemütliche Wirtshaus „Zum Freiberger„ betraten, trafen wir dort auf „Pinocchio auf der Flucht“ in Gestalt von drei adretten jungen Bayernbuben, die vor dem offenen Kamin saßen und es sich gut gehen ließen. Wir setzten uns dazu und Fred orderte regionale Bierspezialitäten, die echt pfundig schmeckten. Babsi, die Wirtin des „Freiberger“, entpuppte sich als personifizierte Gastfreundschaft. Sie servierte uns eine leckere Brotzeit, bestehend aus Pfefferbeißern, Brezen und Knobibaguette mit scharfen Beilagen. Die Pinocchio-Buben erwiesen sich als extrem sympathisch. Schnell stellte sich heraus, dass wir über den gleichen Humor verfügten, was die Zeit bis zum Konzertbeginn angenehm kurzweilig verstreichen ließ. Der Abend stand unter dem Motto „Kleinstadt gegen Jammertal“ und da Gießen beides ist, konnte eigentlich nichts mehr schief gehen.

Nach und nach füllte sich der „Freiberger“. Die einheimischen Besucher- und innen zeigten sich sehr interessiert, aufgeschlossen und kontaktfreudig, was uns ausgesprochen gut gefiel.

Als Pinocchio spielten waren rund 60 Menschen im Freiberger und feierten ihre Lokalmatadore. Nach jedem zweiten Lied wurde Schnaps für die Musi gereicht, eine Gepflogenheit, die man ruhig auch in anderen Gefilden einführen sollte, trägt sie doch dazu bei, die Musiker bei Laune zu halten. Um elf waren dann wir dran. Schon nach dem ersten Song merkten wir, dass wir hier willkommen waren. Das stachelte uns an und wir gaben alles. Zwischendurch bekamen auch wir Ouzo gereicht noch mal – dieses Ritual sollte Schule machen. Wir hatten mächtig Spaß an unserem Auftritt und nach dem letzten Lied wurde als und als Zugabe gefordert. Wir spielten dann noch drei schnelle Nummern und die Punk Kids fingen an zu pogen. Glücklich, fertig und zufrieden widmeten wir uns dann den Pinocchio Jungs, mit denen wir noch den einen oder anderen Kurzen kippten. Besonders unser lieber Fred konnte dem Selbstgebrannten nicht widerstehen, was man ihm am späten Abend auch deutlich anmerkte. Aber der Pinocchio Trommler hatte eine tolles Rezept parat. Er wollte Fred am nächsten Tag zum Ausnüchtern in die Sauna schicken.

Unsere Schlafplätze befanden sich im Wolfi´s Wohnung und nach einer kurzen Nacht servierte uns dieser ein First Class Frühstück ohne Gleichen. Danke noch mal dafür. Und Danke für die vielen Mozartkugeln, die Marco fast bis zum Erbrechen in sich hinein gestopft hat.

Nach einem Gammeltag in Wolfi´s Wohnung fuhren wir zum Essen in ein tolles Landgasthaus, das gerade Luis Trenker Wochen hatte. Nach Schweinebraten mit Knödeln und Rotkraut waren wir auch wieder so weit hergestellt, dass wir zu unserem nächsten Auftrittsort aufbrechen konnten. Das Rock Cafe in Peterskirchen war ein toller Schuppen mit kleiner Bühne. Die drei Jungs von der Erdnuss Partei warteten schon auf uns. Es sollte ihr erster Auftritt werden, sie waren schon ein bisschen nervös. Von Andre, dem Wirt, sollten wir ein Essen und zwei Getränke gratis bekommen. Marco tauschte sein Essen gleich gegen zwei weitere Getränke ein, obwohl, wenn man es ganz genau nehmen würde ja sieben Bier ein warmes Essen sind oder so ähnlich. Egal . Das Publikum an diesem Abend bestand aus den 15 Freunden der Erdnuss-Partei. Gegen Elf betraten wir die Bühne und begannen zu rocken. Die Gäste hatten ihren Spaß und ein Mädchen namens Jana kannte sogar unseren Song „Hellblaue Tapeten“. Als die Pinocchios aufspielten, gab es für Marco kein Halten mehr. Bei „Johannes Paul“ eröffnete er den Pogopit, während sich Fred mit einer Zange an Toms herunterhängenden Gitarrensaiten zu schaffen machte. Auf der Aftershowparty fielen dann auch die letzten Masken. Fred outete sich als Metaller und poste wild zu Iron Maiden und Judas Priest, Tom, der Sänger von Pinocchio, zeigte sich als Liebhaber bayerischer Volks-Mimen wie Beppo Brehm und Gustl Bayrhammer. Ein lustiger Abend nahm gegen vier Uhr in der Früh sein Ende. Um neun Uhr klingelte der Wecker und sagte uns, dass es an der Zeit ist aufzubrechen. Ein traumhaft schönes Wochenende im Bayernland ging jäh zu Ende.
Danke Pinocchio!

Guden Tach, das warn mer.
Euer Protokoller von den ORAL FLIPPERS

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